Eltern – Grosseltern

Als Eltern von uns Betroffenen müssen Sie erleben, wie Ihr Sohn oder Ihre Tochter etwas Traumatisches erleben muss. Vermutlich trauern Sie stark mit. Auch Ihre Vorfreude, Ideen und Pläne fallen anders aus als erhofft. Auch Sie müssen sich abrupt einstellen auf eine schwierige Zeit.

Als Grossmutter oder Grossvater haben Sie sich auf Ihr Enkelkind und auf wunderbare Erlebnisse mit dem kleinen Menschen gefreut. Und dies aus einer besonderen Perspektive. Vielleicht hätten Sie regelmässig Zeit mit ihm verbracht und es gehütet. Nun heisst es jedoch Abschied nehmen. Ob Sie direkt die Möglichkeit zum Abschiednehmen haben, liegt nicht in Ihrer Hand. Wenn sich die Eltern des verstorbenen Kindes für ein ganz intimes Kennenlernen und Verabschieden entscheiden, werden Sie das Kind vielleicht selber nicht sehen können. Diese Entscheidung sollten Sie auf keinen Fall persönlich nehmen.

Vielleicht werden die Eltern sich dafür entscheiden, dass auch Sie das Baby begrüssen und persönlich verabschieden dürfen. Wenn Sie eingeladen werden, stellen Sie sich auf eine schwierige Begegnung ein. Sie werden einerseits auf das noch unbekannte, tote Kind treffen. Anderseits werden Sie auf Ihr eigenes Kind und dessen PartnerIn treffen.

Die Begegnung mit den Trauernden wird für Sie eine Herausforderung. Hierbei treffen Sie auf Ihr eigenes Kind, das vermutlich unter Schock steht. Sie werden Schweigen, Tränen oder Verzweiflung wahrnehmen und miterleben. Das eigene Kind so zu sehen, macht Sie wahrscheinlich hilflos, es kann Ihnen auch Angst machen und eine Trauerreaktion in Ihnen auslösen. Und doch ist es wichtig und richtig, dass Sie diese Einladung annehmen.

Die Begegnung mit dem verstorbenen Enkelkind ist eine Chance. Durch diesen sehr intimen Moment werden Sie eingeweiht in einen meist sehr kleinen Kreis, welcher die Möglichkeit hat, dieses Kind zu sehen. Es ins Herz zu schliessen, zusammen da zu sein. Diese Momente sind leider zeitlich begrenzt. Doch Sie können sie später mit Ihrem Kind teilen. Das ist eine Bereicherung für alle Betroffenen, da das Geschehene so fassbarer wird.

Sie können Ihrem Kind bei der Verarbeitung helfen, indem Sie mit ihm sprechen. Gespräche über die kleinen gemeinsamen Erinnerungen und über das Baby geben dem Kleinen einen Platz. Für weitere Unterstützung sorgen Sie am besten in alltäglichen Angelegenheiten, indem Sie immer wieder einmal nachfragen, ob Sie etwas tun können und konkrete Angebote machen. Respektieren Sie auch, wenn Ihr Kind ungestört trauern will. Wenn kein Kontakt gewünscht wird, soll auch dies respektiert werden. Vielleicht können Sie ja nach einigen Tagen oder Wochen eine Karte schreiben. Alle Menschen reagieren bei solch einem Erlebnis unterschiedlich. Die einen wünschen Nähe, die andern brauchen Raum für sich. Versuchen Sie, Ihre eigenen Gefühle zu zeigen, aber nicht Ihre Gefühle über jene der Eltern zu stülpen. Dies könnte Ihr Kind und dessen PartnerIn überfordern.

Auch Ihre eigene Betroffenheit und Trauer wird individuell ausfallen. Sprechen auch Sie mit Ihren Freunden und vertrauten Menschen über das Geschehene. Finden Sie Rituale, die Ihnen guttun, wenn Sie um Ihr Enkelkind trauern. Es ist normal, dass Sie mitfühlen. Es zeigt die Verbundenheit und Liebe zu Ihrem eigenen Kind und jene zu Ihrem Enkelkind. Es ist schwierig auszuhalten, das eigene Kind leiden zu sehen. Viele wünschen sich, eine schützende Hand über sein Kind halten zu können — dies wohl ein Leben lang. Und in solchen Momenten wird man als Eltern von erwachsenen Kindern besonders daran erinnert, dass dies nicht immer geht. Damit umzugehen, ist schwierig und manche brauchen wie die direkt betroffenen Eltern Unterstützung von aussen.


Konkrete Angebote helfen am besten:

  • Bieten Sie an, dass Sie uninformierte Personen wie Familienmitglieder, Freunde, ArbeitgeberIn über das Geschehene informieren. Erkundigen Sie sich genau, was gesagt werden darf und was nicht.

  • Wenn das verstorbene Kind bereits ein Geschwister hat, überlegen Sie, ob es eine Möglichkeit gibt, den Enkelkindern ein paar Tage Unterschlupf zu bieten. Bieten Sie an, dies zu organisieren, wenn erwünscht.

  • Amtsgänge können schwierig sein. Bieten Sie Fahrdienst, Begleitung, Vorabklärungen an.

  • Melden Sie sich per Text-Nachricht, E-Mail oder Anruf und erkundigen Sie sich, ob etwas zu tun ist. Bieten Sie Spaziergänge, Erledigungen oder das Vorbereiten von Mahlzeiten an. Vergessen Sie nicht, dass Freiraum wichtig ist, aber ebenso konkrete Angebote.

  • Denken Sie an Festtagen und Familienanlässen daran, dass Ihr Kind die Trauer immer mit sich trägt. Manchmal sichtbar, manchmal nicht. Fragen Sie vorgängig nach der Befindlichkeit. Ob etwas gemacht werden kann, um dem verstorbenen Kind seinen Raum zu geben.

  • Merken Sie sich den Geburtstag und den Todestag und melden Sie sich aktiv bei den Hinterbliebenen. Das spendet Trost.

  • Teilen Sie Ihre Gedanken. Es ist schön zu erfahren, dass andere auch an das Kind und an die Hinterbliebenen denken.

  • Wenn Ihr Kind die Trauer nicht leben will oder kann, seien Sie geduldig. Es gibt Menschen, die realisieren erst nach einer gewissen Zeit, was passiert ist. Versuchen Sie sanft Ihrem Kind immer wieder verstehen zu geben, dass Sie da sind.

  • Holen Sie sich Rat, wenn Sie denken, dass Ihr Kind einen ungesunden Umgang mit dem Verlust des Kindes lebt (z. B. dürfen Sie den Telefondienst der Fachstelle kindsverlust.ch nutzen).

  • Das Magazin Grosseltern hat einen ausführlichen Artikel für betroffene Grosseltern publiziert.

 

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