Neid

Der Neid überkommt einen meistens dann, wenn wir im näheren sozialen Umfeld mit Babys oder kleinen Kindern konfrontiert sind. Der Neid kann auch überraschend auftreten, wenn wir irgendwo eine Familie sehen, die jenem Bild entspricht, das wir vor unserem Verlust hatten.

Wir können neidisch werden, wenn wir andere sehen, die das haben, was uns «eigentlich» auch zustehen würde — ein gesundes, lebhaftes Kind. Wir empfinden es manchmal als ungerecht, dass uns das verwehrt bleibt, obwohl wir ebenfalls eine unauffällige Schwangerschaft durchlebt haben oder/und unser Bestes gegeben haben, unser Ungeborenes zu beschützen. Es gehen uns Gedanken durch den Kopf wie: «Wieso ist das mir/uns passiert?» Manchmal gehen uns auch bösartige Gedanken durch den Kopf und wir fragen uns, wieso andere es «verdient» haben, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen und wir nicht. Vielleicht ertappen wir uns sogar dabei, dass wir uns kurz ausmalen, dass jemandem, welchem wir uns verbunden fühlen, etwas Ähnliches widerfährt: Nicht, weil wir dies in der Realität wirklich so wollen, sondern um uns vielleicht nicht mehr ganz so alleine zu fühlen mit unserem Schicksal …

Wir fühlen uns benachteiligt und sind frustriert. Vielleicht kommen uns diese mit dem Neid verbundenen Gedanken ungerecht vor und wir ziehen uns zurück.

Es ist ungerecht, was uns passiert ist. Ein solcher Verlust ist niemandem zu wünschen. Die anderen Mütter und Väter haben nicht mehr oder weniger dazu beigetragen, dass ihnen dieses Unglück nicht passiert ist. Diese neidischen Gedanken kommen, sie sind normal und gehören zum Verarbeitungsprozess wohl dazu. Und doch wissen wir, dass wir diese Gedanken und das Gefühl kaum aussprechen können. Es kann zu verletzend sein. Wir wissen aber auch, dass wir dies nicht wirklich jemandem wünschen. Das Gefühl kommt einfach aus einer Verzweiflung und einer Einsamkeit heraus.


Was uns helfen kann:

  • Neidgefühle benennen, beschreiben und annehmen.

  • Mit vertrauten Menschen über das Gefühl sprechen.

  • Sich Gutes tun.

  • Mit Betroffenen oder Fachpersonen sprechen (Hilfe).

  • Sich Abgrenzen ist erlaubt!

  • Sich selber schützen. Sich vorbereiten und damit rechnen, auf Unvermeidbares zu treffen. Überlegen, wie man vorgeht, wenn das Gefühl aufkommt, man sich aber nicht direkt entziehen kann.

  • Eltern oder Bezugspersonen von Neugeborenen sagen, dass es bei uns gerade Wehmut oder Trauer auslöst. Es nichts mit ihnen oder deren Kind zu tun habe.



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