Ihr Baby ist gestorben. Ein schwieriges und sehr trauriges Erlebnis. Dieses katapultiert Sie in eine ungewisse Phase und löst viele verschiedene Gefühle aus, mit denen Sie nun zurechtkommen müssen... Hinzu kommt, dass Sie dies in einer aussergewöhnlichen Zeit, einer Zeit von sozialer Isolation und globaler Krise, erleben müssen.
Vielleicht sind Sie gerade froh, dass niemand spontan an der Tür klingelt, dass Sie sich nicht draussen bewegen sollen und sich so die Wahrscheinlichkeit verringert, auf unwissende, bekannte Menschen zu treffen. Doch vielleicht werden Gefühle wie Einsamkeit, Wut und Hilflosigkeit durch diese COVID-19-Zeit zusätzlich verstärkt. Gerade jetzt wünschen oder brauchen Sie Liebe, Zuwendung, Wärme und Gespräche, vielleicht brauchen Sie eine Berührung, damit Sie sich selber spüren, damit Sie aussprechen können, was passiert ist. Vielleicht brauchen Sie Kontakt von aussen, damit Sie begreifen können, was Sie gerade durchmachen müssen. Sich gemeinsam mit Familie, Freunden und Freundinnen auf den Weg der Trauer zu machen, gelingt Vielen doch besser, als wenn der Weg im Alleingang angetreten werden muss.
Doch die Wahl, ob Sie alleine oder mit Angehörigen den Weg angehen wollen, wird Ihnen zurzeit nicht gewährt. Aufgrund eines Virus, das Ihnen wohl in diesem Moment völlig egal ist. Denn Ihr Kind ist gestorben.
Versuchen Sie trotz der zusätzlich schwierigen Situation mit Ihrem Partner, mit Ihrer Partnerin einen Umgang zu finden, der für beide stimmig ist. Sie haben sich und sie beide haben Ihr Kind kennenlernen dürfen. Sie beide haben Ihrem Kind einen Namen gegeben und werden es für immer im Herzen tragen.
Finden Sie täglich einen Weg nach draussen in die Natur. Alleine oder zu Zweit. Bewegung tut gut und löst Spannungen. Suchen Sie einen Ort, welcher Ihnen guttut, nutzen Sie den Weg als den Weg zu Ihrem Kind. Ort und Weg werden Sie Ihr Leben lang begleiten können und an Ihr Kind und das gemeinsame Erlebnis im Guten wie im Traurigen erinnern. Vielleicht mögen Sie auf dem Weg liebevolle Gedanken an Ihr Kind senden. Vielleicht gelingt Ihnen dies zu Beginn nicht gleich, da die Leere und die Trauer mit all den anderen Gefühlen, die damit verwoben sind, Sie unruhig stimmen lassen. Dies ist in Ordnung und normal. Begeben Sie sich trotzdem in die Natur. Gehen Sie an die frische Luft und in die Sonne, die Bewegung wird Ihnen helfen, sich etwas zu entspannen und sich wieder zu spüren. Sie dürfen das. Sie als Paar und als Einzelperson dürfen raus.
Wenn Sie zu Hause sind und Sie Redebedarf haben, rufen Sie eine gute Freundin oder eine vertraute Person an. Häufig wird Ihnen ein solcher Anruf schwer fallen. Sie können auch eine Nachricht senden, mit der Bitte, dass doch angerufen werden soll: z.B.: “ Ich brauche Dich. Ruf mich an.”
Sie dürfen sich auch in dieser Zeit an Fachpersonen wenden. Die meisten Fachpersonen sind bemüht, ihr Angebot aufrecht zu erhalten, meist in einer angepassten Form, beispielsweise als Telefon- oder Videogespräche (z.B. Skype) zu denselben Konditionen.
Konkret können wir Ihnen Beatrix Ulrich empfehlen. Sie ist eine erfahrene Hebamme, Trauerbegleiterin und Beraterin im psychosozialen Bereich OIP und tätig in ihrem wunderschönen “Raum für Körperarbeit” in Zürich. Wagen Sie den ersten Schritt und rufen Sie sie an oder schreiben Sie ihr, was passiert ist. Sie wird sich bei Ihnen melden und Sie und Ihre Familie gerne und kompetent auf Ihrem Weg begleiten. Weiter wissen wir von folgende Anlaufstellen: Familie-entsteht.ch oder Ambulatorium der Frauenklinik des Kantonsspital St. Gallen.
Wenn Sie das Bedürfnis haben, uns zu schreiben, was Ihnen in dieser Situation gut tut, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns dies mitteilen. So können wir Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen aufnehmen. SIE SIND NICHT ALLEIN. Auch wenn es sich so anfühlt.
sterneneltern@mail.ch
Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie die Liebe zu Ihrem Kind leben können!